DIE ERSTEN IN EINEM EUROPÄISCHEN LAND GEZÜCHTETEN UND EINGETRAGENEN SALUKIS


Der erste in Europa geborene Salukiwurf, der in einem Zuchtbuch registriert wurde, fiel in Berlin am 5. Mai 1921.
Der Züchter war Baron F. Le Gey.

Der sandfarbene, aus Jaffa nach Deutschland importierte Rüde Rishan, dessen Vorfahren aus Erzerum in Armenien stammten, wurde mit der ebenfalls sandfarbenen Hündin Mira, importiert aus Persien, verpaart. Aus dieser Verbindung ging der als gelbbraun eingetragene Rüde Hassan hervor. Nun lassen Sie mich ein wenig weiter ausholen, denn es mag den einen oder anderen interessieren, sich ein wenig Hintergrundwissen anzueignen.

 

CONRAD WOLTERING aus WEINBÖHLA, Zuchtstätte "von PERSIEN"

Am 4. April 1886 betrat der Schreiner Wilhelm Woltering mit seiner Ehefrau Anna das Standesamt zu Horstmar, Westfalen, um die Hausgeburt ihres Sohnes Conrad Wilhelm Woltering anzuzeigen, der am 30. März diesen Jahres das Licht der Welt erblickte. Der junge Conrad wuchs heran und wurde im 1. Weltkrieg eingezogen.




Aus der Schöppingerstraße mit dem Gasthof Zur alten Post sandte er einem Fräulein Ella Scheibe in Berlin einen Gruß vom fröhlichen Zechgelage mit seinen Freunden. Conrad Woltering war schon immer und blieb dem Charme der holden Weiblichkeit erlegen.

Conrad Woltering führte sein Einsatz über u.a. über Bulgarien und Ungarn in die Türkei.





Der Bosporus


Konstantinopel, Goldenes Horn

Mosquée Suleymanié et la Corne d´Or





Eine Straße in Skutari, Konstantinopel. Vorn rechts am Bürgersteig wohl ein Saluki



Ausschnittsvergrößerung


Dardanellen


Aleppo


Von seinem Urlaub in Damaskus kam diese Karte





Und aus San Stefano erreichte seine Familie dieser Gruß von der Taufstelle im Jordan


In diesem Sommerhalbjahr müssen ihm im Orient Salukis begegnet sein. Dennoch berichtet er zu diesem Zeitpunkt nichts von diesen edlen Hunden. Im Herbst 1917 kam er wieder nach Deutschland, wo er in einem Militärlazarett in Hof seine Verletzungen
ausheilte.

Er war Gefreiter bei den Fliegern, Flug Station 3, Damaskus.

Nach seiner Genesung wurde er wieder in den Orient geschickt. Dort erlebte er das Kriegsende.
Conrad Woltering hatte Kontakt zu dem Sultan Ahmed Schah Kadjar aus Teheran, Persien. Von ihm erhielt er den Rüden Cyrus, geb. 1917 und die Hündin Hella Indradocht, geb. 1918.


Als dritte Hündin gesellte sich Slongha-Peri dazu, sie stammte aus Herat, Afghanistan, aus dem Zwinger des Emir Habibollah Khan.

Mit diesen drei Hunden begann Conrad Woltering seine Salukizucht, die erste, in einem Zuchtbuch eingetragene Salukizucht außerhalb des Orients, abgesehen von Baron F. Le Gey. Unter großen Schwierigkeiten brachte Conrad Woltering seine drei Salukis nach Weinböhla bei Dresden, wo er inzwischen ein Haus mit einem ca. 4000 m² großen Garten und anschließenden Ländereien besaß.


Das Haus von Conrad Woltering in Weinböhla.
Dort züchtete er seine Salukis.

Hier ein Ausschnitt aus seinem Obstgarten

 

ERSTE ZÜCHTERISCHE AKTIVITÄTEN VON KONRAD WOLTERING IN DEUTSCHLAND AB DEM JAHR 1922


Zuerst heiratete er seine Verlobte Selma Mathilde Wagner, charmanter Weise an ihrem Geburtstag, dem 15. März.


Am 12. November wurde sein erster Salukiwurf in der Zuchtstätte "von Persien" geboren.



A Wurf Cyrus X Slonga Peri. ( 1 / 2 )
von links nach rechts:
Aischa-Hafsa, Ansär-Fatime, Ali-Baba, Cyrus, der in seiner typischen Dromedarposition kniet und ganz rechts Hella Indradocht. Er sorgte für eine Wurfwiederholung, und bereits am 15.07.1923 kam die Hündin Banu zur Welt.

 



Einige Vertreter des B Wurfes vom 17.11.1923
Cyrus X Hella Indradocht
li. die beiden Rüden Bassra und Behistan, mitte vermutlich Bardiga und rechts die einzige Hündin des Wurfes Bilal Rukeija. Baki kauert hinten links im Bild.

Bilal-Rukaija von Persien 9 ( Cyrus 1 x Hella Indradocht 3 )

 

C Wurf von Persien geb. am 30.6.1924
Cyrus X Hella Indradocht, rechts im Bild Slonga Peri, ihre Farbe wird heute als black & tan eingetragen.

Impressionen aus den Jahren des 1. Weltkrieges, den Einsatzorten des Fliegers Conrad Woltering, und seinen Reiserouten. Hier wird nur ein kleiner Auszug seiner Grußkarten gezeigt, die er aus der Ferne an seine Familie schrieb. Hier eine kleine Auswahl:





Jüdische Frauen

 

 

Über persische Windhunde

Selbsterlebte Hetzjagden im Mutterlande und ihre Eigenart in der alten und neuen Heimat.

Von CONRAD WOLTERING, WEINBÖHLA - DRESDEN

Vorwort:
Vom persischen Windhund haben wir in Europa nur wenig gesehen und gehört. Herr Conrad Woltering, Weinböhla - Dresden, der jahrelang im Mutterland dieser wunderschönen Windhundrasse weilte, hat sich bereits 1920 zur Aufgabe gestellt, mit drei unter großen Schwierigkeiten importierten reinrassig - typischen Tieren, dem Rüden Cyrus "von Theheran - Persien", der Championat - Hündin Hella Indradocht "von Theheran - Persien", beide aus dem Zwinger des Sultans Ahmed Schah Kadjar aus Theheran in Persien, und der Siegerin Slonga Peri "von Herat - Afghanistan" aus dem Zwinger des Emir Habibollah Khan aus Herat in Afghanistan, die persische Windhundzucht in Deutschland ins Leben zu rufen. Niemals wurde früher versucht, die Tiere in Europa an das Klima zu gewöhnen, wie man es mit chinesischen und japanischen Rassen gemacht hat.

Der persische Windhund unterscheidet sich von den anderen Rassen der gleichen Familie durch seine Ohren, die lang herabhängen und mit langen, seidigen Haaren befranst sind, wie bei der spanischen Art. Rute und Hinterhand sind ebenfalls befranst, das Haar ist sonst seidenartig glänzend und kurz. Die Rute ist lang und dünn, am Ende leicht aufgebogen und durch die Befransung sichelförmig erscheinend. Schulterhöhe ist 58 bis 62 cm und mit der Körperlänge quadratisch. Der Rücken lang, gerade und kräftig. Das Gewicht beträgt 17 bis 19 kg. Die Kopflänge ist 22 bis 25 cm. Der Kopf ist schmal und ausdrucksvoll, nicht fleischig, ansonsten trocken. Der Schädel leicht gewölbt, mit sichtbarem Ansatz von der Stirn in den langen Nasenrücken übergehend und so trocken, daß die Form und Lage der Schädelknochen, wie der Verlauf der Hauptadern deutlich wahrnehmbar sind. Die Augen sind groß und dunkel. Die Nase ist schwarz, auch rotbraun; das Gebiß sehr stark. Die Fangzähne sind schlank und habe eine winkelige Biegung nach rückwärts. Der Hals ist lang und gerade von den Schultern aufsteigend. Die Schultern sind schräg gestellt und mager; die Brust sehr tief, nicht breit, aber auch nicht eng zusammengedrückt. Der Bauch ist nach hinten stark aufgezogen. Es ist ein schönes Tier, dessen Gliederbau sehr fein, zart und elegant ist, und dessen Manieren zierlich und fein sind. Gang und Kopfhaltung sind besonders vornehm und zeugen von viel Adel. Der Wüsten - oder Steppenhund ist in Farbe weiß, sandfarbig, auch weiß mit braun oder gelb gefleckt. Der Gebirgshund dagegen schwarz mit sandfarbiger Pfoten - und Kopfzeichnung wird in Afghanistan gezüchtet und von Kurden ( arabischer Volksstamm ) bevorzugt. Der persische Windhund erinnert an das arabische Vollblutpferd ohne jedes Fleisch, nur Muskulatur - Gewandtheit, Ausdauer, Kraft und Energie verratend. Eine Eigentümlichkeit, die Wildhunde zeigen, kann man auch beim persischen Windhund beobachten. Es ist das sogenannte Lachen, das in einem Hochziehen der Oberlippe und der Nase besteht, wodurch die Vorderzähne gezeigt werden, nicht mit dem Fletschen der Zähne zu verwechseln, wo die Schnauze durch Hochziehen des Maulwinkels in Falten gelegt wird, und die Zähne hervortreten. Wie das Kamel, so kniet auch der persichen Windhund nieder, wenn er in Ruhestellung sitzt oder bevor er sich legt. Das Bild zeigt den Rüden Cyrus in seiner typischen Kniestellung.

Die ruhmreiche Geschichte des persischen Windhundes reicht bis ins graue Altertum. Man findet ihn auf uralten, ägyptischen, griechischen und römischen Bildnissen, selbst in Pompeji und Herkulanum, die 79 n. Chr. verschüttet wurden, fand ich Darstellungen unter den Ausgrabungen in seiner heutigen Form und Schönheit. Sein vornehmes Wesen und seine jagdliche Verwendbarkeit machten ihn schon in damaliger Zeit zum Gefährten der Könige und Fürsten. Er wurde von jeher hoch geachtet und geschätzt, und seine hohe Bewertung sieht man daraus, daß er bei verlorengegangenen Kriegen als Reparationszahlung diente. In Asien und Afrika genießt der persiche Windhund die gleiche Wertschätzung eines guten Vollblutpferdes. In besonderer Weise verehren die Steppenbewohner und herumziehenden Nomadenvölker den Windhund, nicht nur den Freund der Familie sehen sie in ihm, sondern schätzen in ihm den Ernährer derselben und den Beschützer des Hauses vor nächtlichen Überfällen der Hyänen und Leoparden, denen der Windhund mutig entgegentritt. Merkwürdigerweise geht er an den Löwen nicht heran. Im allgemeinen gilt der Hund den Mohammedanern als unrein, nur der Windhund genießt die Achtung und Zuneigung, ja die Zärtlichkeit seines Besitzers. Der edle Windhund jagt nur mit seinem Herrn. Jauchzend springt das Tier mit einem Satz auf den Sattel des nach Tagen der Abwesenheit Zurückkehrenden, um den schmerzlich Vermißten zu liebkosen. Dann sagt ihm der Araber "Entschuldige mich, mein lieber Freund, es war notwendig, daß ich dich verließ. Nun aber gehe ich mit dir, denn ich brauche Fleisch, bin des Dattelessens müde, und du wirst wohl so gut sein, mir Fleisch zu verschaffen". Bei allen Freundlichkeiten benimmt sich der Hund, als wisse er Wort für Wort in ihrem vollen Wert zu würdigen.

Stirbt ein Windhund, geht große Trauer durch das ganze Zelt. Frauen und Kinder weinen, als ob sie ein treues Glied der Familie verloren hätten. Sie haben auch oft genug viel verloren, denn der Hund war es, der die ganze Familie erhielt. Unter den Araberstämmen lebt das Sprichwort "Ein guter Falk, ein schneller Hund, ein edles Pferd sind mehr als 20 Weiber wert."-

In Asien und Afrika wird der persische Windhund zur Jagd und Hetzjagd verwendet. Man bedient sich seiner, um Hasen, Gazellen, Antilopen, den wilden Eber und den äußerst schwierig zu erbeutenden Wildesel zu jagen. Die Nomadenstämme, besonders Beduinen, auch Drusen, Kurden und Tscherkessen, haben bei ihren Jagdstreifzügen in der Wüste die Hunde vorn auf den Pferden oder Kamelen sitzen. Da die Hunde über gute Nasen und scharfe Augen verfügen, führen sie ihren Herrn in die Nähe, wo sich das Wild aufhält, um sich dann im geeigneten Augenblick auf das Wild zu stürzen. Der menschlichen Züchtungskunst der Perser ist es gelungen, aus dem Charakter des Windhundes als Nasentier ein Augentier zu schaffen, das nicht mit der Nase, sondern mit den Augen jagt und daher von keiner Erdenschwere gehemmt wird. Einem vom Bogen geschnellten Pfeil gleicht das flüchtig dahineilende Tier. Und wer diese rassigen Geschöpfe erblickt, kann sich wohl vorstellen, wie der sehnige Körper gleich einer Sprungfeder, sich zusammenschnellend und streckend, im windgeschwinden Lauf das schnelle Wild erreicht. Alle vornehmen Perser sind leidenschaftliche Freunde dieser gemischten Hetzjagden und wagen bei wahrhaft haarsträubenden Ritten ohne Bedenken ihr Leben. Sobald sie in der Ebene eine Antilope erblicken, lassen sie ihren Beizfalken steigen, dieser holt mit wenigen Flügelschlägen das sich flüchtende Tier ein und zwingt es auf eigentümliche Weise zum Stillstehen. Geschickt einem Stoße des spitzen Hornes ausweichend, schießt der Falke scharf von oben herab auf den Kopf der Antilope, schlägt dort seine gewaltigen Fänge ein und verwirrt das gequälte Tier durch Flügelschläge, bis es nicht mehr weiß, wohin es sich wenden soll, und so lange im Kreise herumtaumelt, bis die Windhunde nachgekommen sind, um es festzumachen. Bekanntlich gehen die Orientalen oder die Wüstenvölker nie zu Fuß zur Jagd. Sie haben ihre Pferde und Rennkamele. Der Windhund ist ein überaus guter Springer. Geschickt springt er auf das sich im vollen Galopp befindliche Kamel. Den enormen Renn- und Sprungleistungen der Perser wird wohl kaum ein Zweiter nachkommen. Man schätzt die Geschwindigkeit auf 25m in der Sekunde. Schon um das Jahr 150 v. Chr. berichtet der griechische Schriftsteller Arian ziemlich eingehend von Windhundrennen, die einen beliebten Zeitvertreib der Vornehmen und Begüterten bildeten.

In der Wohnung gleichen diese Tiere ihren Landsleuten ( Orientalen ), verhalten sich ruhig und bescheiden, lassen jedoch nichts unbeobachtet vorübergehen. Am liebsten legen sie den Kopf auf den Schoß ihres Herren und schaun mit ihren großen, dunklen Augen so wehmütig traurig, ja fast unheimlich drein, als wollten sie sagen: "Bring mich wieder zu meinen Landsleuten nach meiner Heimat zurück!" In dieser Stellung können sie oft stundenlang verharren. Sobald man sich zum Ausgehen fertig macht, flammt aber das Auge auf. Freudig erregt springen die Tiere herum, fassen ihren Herrn mit den Vorderpfoten um den Hals und wissen vor Liebkosungen nicht, was sie anstellen sollen. Befinden sie sich dann im Freien, beginnt ein unermüdliches Kreisrennen wie es die Perser und Araber mit ihren Pferden veranstalten. Im Kreise von zirka 200 m rennen die Hunde, den Boden kaum berührend, wie die Schwalben dahinfliegend, den Kreis allmählich immer enger ziehend. Während des Rennens beobachten sie ihren Herrn. Wenn sie merken, daß er Freude daran findet, versuchen sie ihre Leistungen zu vervollkommen. Dieses schöne Schauspiel dauert zehn bis fünfzehn Minuten. Erblicken die Tiere in der Ferne einen Hasen, sind sie wie vom Erdboden verschwunden, bis sie das Wild erlegt und ihrem Herrn übergeben haben. Interessant sieht es aus, wenn der Hase plötzlich eine andere Richtung einschlägt und der Hund in seinem rasenden Tempo zehn Meter oder noch weiter springt. Es war schwer, die Hunde in Deutschland mit den Haustieren zu befreunden, da sie alles für Wild ansahen. Bei meiner Ankunft in Wilhelmshafen bei einem Spaziergange, sah meine Hündin Hella Indradocht in weiter Ferne Schafe weiden. Wie der Blitz war sie in der Herde, und als ich hinzukam, hatte sie bereits zwei große Milchschafe erlegt, kaum daß sie eine Stunde in Deutschland war. Auch stürzte sie sich auf Ziegen, Schweine, Kälber und Rinder. Nun hat sie sich, wie auch die beiden anderen importierten Hunde, aber ganz den neuen Verhältnissen angepaßt und sind fromme, liebe, treue, anhängliche und kluge Tiere. Sie sind äußerst wachsam, scharf und unbestechlich. Lassen sich außer den Familienangehörigen von niemand anfassen oder sie müssen danach erzogen werden. Aufmerksamer und treuer kann eine Frau nicht zu ihrem Manne sein, wie die Tiere zu ihrem Herrn, sie besitzen einen ausgezeichneten Charakter und sind treue Begleiter. Als der Schah von Persien nach Paris kam, führte er außer seinem Lieblingspferd auch einen Windhund bei sich, der Tag und Nacht, selbst bei Besuchen nicht von seiner Seite wich und durch seine Schönheit und Anhänglichkeit die Blicke der Pariser auf sich zog.

Viele Orientkämpfer, die diesen Aufsatz lesen, werden sich verschiedener Abenteuer erinnern, die sie in der Wüste und auf der Jagd erlebt haben und bitte ich sie, ihre Erlebnisse gütigst mitteilen zu wollen.

An Züchter und Liebhaber können Jungtiere, soweit vorhanden, abgegeben werden.